„Gucken, horchen und hacken“
Artikel von Peter Richter
KVOST STIPENDIUM & CLAUS MICHALETZ PREIS . MAGDALENA CIEMIERKIEWICZ
KVOST freut sich Magdalena Ciemierkiewicz als diesjährige Empfängerin des KVOST Stipendiums und des mit 10.000 Euro dotierten Claus Michaletz Preises 2024 bekannt zu geben. Die Künstlerin wurde aus 132 Bewerbungen ausgewählt.
In diesem Jahr bestand die Jury aus Monika Branicka (Kunsthistorikerin und Kuratorin), Dr. Christine Heidemann (Sammlungskuratorin für zeitgenössische Kunst und unselbständige Stiftungen im Berliner Stadtmuseum), Thomas Florschuetz (Künstler), weiterhin aus Nathalie Hoyos und Rainald Schumacher (Kurator:innen-Team mit Schwerpunkt Ost- und Südosteuropa), Dr. Silke Manske und Corinna Reuter (Secco Pontanova Stiftung) und Stephan Koal (Kurator und Leiter des Kunstvereins).
Die polnische Künstlerin Magdalena Ciemierkiewicz (1992*) befasst sich mit der einzigartigen Kultur der ukrainisch-polnischen Grenzregion an der Schnittstelle verschiedener nationaler, religiöser und ethnischer Identitäten. Die oftmals verdrängten und vergessenen Geschichten greift Ciemierkiewizc sorgsam und poetisch auf. In ihren Arbeiten, die Video, Sound, Textil und Installation umfassen, überträgt sie authentische traditionelle Muster und Objekte in einen zeitgenössischen Kontext. Ein Teil der Arbeiten dreht sich um das Stryvihor Museum, das 1932 in Przemyśl gegründet wurde, um die marginalisierte ukrainische Volkskunst der Region zu repräsentieren. Nachdem das Museum im Jahr 1945 schließen musste, ging seine Sammlung an polnische Institutionen und ist bis heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Magdalena Cierniekiewicz re-interpretiert die Sammlung und holt sie damit aus der Vergessenheit.
Magdalena Ciemierkiewicz wurde in Subcarpathien (PL) geboren und lebt in Jarosław. Sie ist Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Warschau (2016) und der Geschichte der modernen Kunst am Institut für Kunst der Polnischen Akademie der Wissenschaften (2020). Sie ist derzeit Doktorandin an der Akademie der Bildenden Künste in Warschau.
Neben dem KVOST Stipendium – einer Artist Residency in Berlin mit anschließender Einzelausstellung während der Berlin Art Week 2024 im KVOST – erhält Magdalena Ciemierkiewicz den mit 10.000 Euro dotierten Claus Michaletz Preis. In Gedenken an den Verleger und Gründer der Secco Pontanova Stiftung wird der Preis seit 2020 an Kunstschaffende aus Osteuropa vergeben. Das Preisgeld geht in voller Höhe an die Stipendiat:innen.
FILMABEND im KVOST
20.03.2024 um 19 Uhr
vlna vs. břeh / wave vs. shore
SK, CZ 2014, 88 Min., OmeU, Regie: Martin Štrba
Anmeldung . post@kvost.de
Weltbekannte slowakische Fotograf:innen bereiten eine Gemeinschaftsausstellung vor und erinnern sich an die bewegten Jahre ihrer künstlerischen Anfänge. Der Film ist ein kreatives Porträt beeindruckender Künstler:innenpersönlichkeiten und zugleich ein spannendes Zeitdokument.
Jano Pavlík, Rudo Prekop, Vasil Stanko, Tono Stano, Miro Švolík, Kamil Varga und Peter Župník – sie begegneten sich Anfang der 1980er Jahre als Student:innen der Fotografie an der Prager Filmhochschule FAMU und wurden später zu international bekannten Fotograf:innen und Wegbereiter:innen der slowakischen Fotografie. Von der Kunstkritik wird diese außergewöhnliche Generation „slowakische neue Welle“ genannt. Die Werke dieser Fotograf:innen zeichnen sich durch eine besondere Energie und ungezügelte Phantasie aus.
SAVE THE DATE : 24 APR 2024
DIE AUTO-PERFORATIONS-ARTISTEN
kurtaiert von Stephan Koal
Eröffnung . 24.04.2024 . 19 – 21 Uhr
KVOST eröffnet zum Gallery Weekend Berlin eine Ausstellung über das Wirken der Dresdner Künstler:innengruppe der Auto-Perforations-Artisten. Dies ist die erste institutionelle Einzelausstellung der Gruppe in Berlin.
Auto-Perforations-Artistik ist eine in der DDR entstandene spezifische Form der Aktionskunst. Der Name ist eine von den Künstler:innen gewählte Bezeichnung für ihr entwickeltes Genre von Performances, Installationen, Musik und Aktionen. Die Gruppe war seit 1982 an der HfbK in Dresden aktiv und bestand aus Micha Brendel (1959*), Else Gabriel (1962*), Via Lewandowsky (1963*) und Rainer Görß (1960*). Sie entwickelte sich als Abgrenzung gegenüber der vorherrschenden dogmatisch verordneten Staatskultur und der am Sozialistischen Realismus orientierten Kunstproduktion der DDR.
Im Zentrum des Schaffens der Auto-Perforations-Artisten stand der eigene Körper, der bis zur Selbstverletzung verausgabt wurde. Aufgrund ihrer als verstörend wahrgenommenen Performances sowie durch ihre Ablehnung des etablierten Kunstbetriebs erregte die Gruppe schnell große Aufmerksamkeit in der DDR und hatte eine enorme Wirkung in der Kunstszene in Berlin, Dresden und Leipzig. Heute gelten sie als wirksamste Performancegruppe der 1980er Jahre. Als Kunstform provozierte die Performance in der DDR, da sie zum einen den Vorteil bot, bis zum Moment der Aufführung Inhalt und Bedeutung nicht vollständig offenlegen zu müssen und zum anderen kaum Materielles hinterließ. Das war eine der Methoden, mit denen es den Auto-Perforations-Artisten gelang, innerhalb der repressiven Strukturen der DDR Auftritte und Ausstellungen durchzusetzen.
KVOST STIPENDIUM & CLAUS MICHALETZ PREIS 2024
Der Kunstverein Ost schreibt das diesjährige KVOST Stipendium aus, welches seit 2022 in Kombination mit dem Claus Michaletz Preis vergeben wird. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis gedenkt an den Verleger und Gründer der Secco Pontanova Stiftung, Claus Michaletz. Das Preisgeld geht in voller Höhe an die Stipendiat:innen. Zusammen mit dem KVOST Stipendium, das eine Artist in Residency in Berlin mit anschließender Einzelausstellung im KVOST beinhaltet, ermöglicht die Vergabe des Claus Michaletz Preises eine weitergehende, nachhaltige Förderung der Künstler:innen.
Angesprochen sind Künstler:innen, deren biografische Wurzeln in Ost- und Mitteleuropa / dem ehemaligen Ostblock liegen.
Mit dem Stipendium lädt KVOST Künstler:innen dazu ein, dem vielschichtigen Bedeutungsgeflecht der Leipziger Strasse / Dönhoffplatz und seiner Umgebung nachzuspüren oder sich mit anderen geografischen und biografischen Aspekten des Ostens auseinanderzusetzen. Die in diesem Prozess entstandenen Werke werden in einer Einzelausstellung präsentiert, die zur Berlin Art Week im September 2024 startet.
Die Bewerbungsunterlagen sind ab sofort verfügbar: KVOST Stipendium
Bewerbungsschluss ist der 03. April 2024.
NEUE PUBLIKATION
„CLARA MOSCH und frühe Kunstaktionen in der DDR“
Erscheint in Kürze!
Mit Dank an den Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für die Förderung. Mit freundlicher Unterstützung des Lindenau-Museum Altenburg.
ISBN 978-3-96912-178-8
Demnächst . Nona Inesco . KVOST SchauFenster Eröffnung 13.12.2023 . 19 Uhr
Für das KVOST SchauFenster wird Nona Inescu eine neue Werkgruppe mit dem Titel Offerings präsentieren.
Die Arbeiten drehen sich um Tamata-Votivbilder, Metalldarstellungen von Menschen und Gegenständen, die mit dem menschlichen Leben in Verbindung stehen. Im Neugriechischen bezeichnet das Wort „tama“ eine Opfergabe, die in der Regel einer bestimmten Gottheit aus Dankbarkeit für gewährte Hilfe dargebracht wird. Es handelt sich um eine Art Versprechen, das erfüllt wird, wenn eine Person oder ihre Angehörigen in Gefahr sind oder es ihnen schlecht geht. Die lebensgroßen Votivgaben im Schaufenster regen zum Nachdenken und zur Neubewertung der Bedeutung ritueller Gesten in einer sich ständig weiterentwickelnden Welt an.
Nona Inescu (*1991) lebt und arbeitet zwischen Berlin und Bukarest.
Save the date +++ Nächste Eröffnung +++ 13.12.2023 : 19 – 21 Uhr +++ KVOST SchauFenster : NONA INESCU
taz
„Der Ukraine-Krieg verändert alles“
Eine Ausstellung im Berliner Kunstverein KVOST bringt Künstler:innen aus Georgien, der Ukraine und Belarus zusammen. Ein Gespräch mit der Kuratorin Marija Petrovic.