Screen[far]shots

Ab Dezember 2022 ist im KVOST die Ausstellungsreihe Screen[far]shots zu sehen, welche Werke ukrainischer Künstler:innen präsentiert. Sie umfasst zwei aufeinander folgende Einzelausstellungen im KVOST SchauFenster, eine  Fotografieausstellung im KVOST Ausstellungsraum und diverse Begleitveranstaltungen.

Kuratiert von Vitalii Shupliak

Screen[far]shots versucht die Betrachtenden immersiv zum Innehalten zu bewegen, den Blick weg vom persönlichen Bildschirm auf das KVOST SchauFenster zu lenken und somit eine Situation neu zu beleuchten, die seit über einem Jahr die Berichterstattung im Westen beherrscht: Krieg in Europa, Krieg in unserer direkten Nachbarschaft. Sorgte die medial verbreitete Unmittelbarkeit der russischen Angriffe und der ukrainischen Verteidigung anfangs für Betroffenheit und eine daraus resultierende Solidarität, werden die Bilder der Gräueltaten mit jedem verstreichenden Monat alltäglicher. Die Bilderflut des Schreckens, immer abrufbar und allgegenwärtig auf unsere Bildschirme übertragen, sorgt für ein wachsendes Bedürfnis wegzusehen oder unvermeidbar für eine abstumpfende Empathie.

Dafür sorgt auch der Kampf an einer weiteren Front, eine Front, die sich physisch greifbar auf den unzähligen Bildschirmen unseres Alltags abspielt: Der ukrainische Präsident kämpft, wie kein Staatsoberhaupt vor ihm, mit den unkonventionellen Mitteln eines Medienprofis. Putins Russland erwidert den Kampf mit Fake News und digitaler Sabotage.

Mittels multimedialer künstlerischer Positionen und ohne durch brutale Bilder die alltäglich werdenden Aufnahmen des Schreckens zu reproduzieren, versucht Screen[far]shots die Aufmerksamkeit wieder auf das zu lenken, was entscheidend ist: Empathie mit dem Leid, welches Menschen in unserer unmittelbaren Nachbarschaft tagtäglich erleben müssen. Leid, welches sich nicht durch das Sperren des Bildschirms ausschalten lässt.

Vic Bakin / Untitled / 2022 / courtesy: Vic Bakin, KVOST & EEP Berlin

Photo: Vic Bakin / Untitled / 2022

Bakin, Furyk, Kononova, Poliakov & Subach . Ukraine. Work-in-Progress
Ausstellung & Buchpräsentation im KVOST
25.02.2023. – 05.03.2023

Ukraine. Work-in-Progress ist eine Ausstellung, die den Arbeiten von Vic Bakin, Nazar Furyk, Yana Kononova, Viacheslav Poliakov und Elena Subach gewidmet ist, den fünf Empfänger:innen der von EEP Berlin gegründeten Förderinitiative RGULARResearch Grant Program for Ukrainian Lens-based Artists and Researchers.

Wie der Name schon andeutet, geht es darin nicht um ein abgeschlossenes Projekt oder einen Anspruch auf Endgültigkeit, sondern darum, neue Räume für die Diskussion über die Komplexität des modernen ukrainischen Kontextes zu eröffnen. Die Ausstellung konzentriert sich auf neue Formen der Subjektivität, die tiefgreifend von den Kriegszerstörungen beeinflusst sind. Die fotografische Sprache und Praxis als Methoden der Zeugenschaft zeugen von dieser Komplexität.

Die Ausstellung bildet die Grundlage für ein demnächst erscheinendes gleichnamiges Buch und ist Teil der laufenden Recherchen der Kurator:innen.

Eine Kooperation zwischen KVOST & EEP Berlin, kuratiert von Amina Ahmed & Maya Hristova.


KVOST TALK .
01.03.2023 . 19:30 Uhr
Amina Ahmed & Maya Hristova

Die Kuratorinnen der Ausstellung, Amina Ahmed und Maya Hristova, werden ein Gespräch führen, das dem Prozess, der fragilen und langwierigen künstlerischen Arbeit während des Krieges und der Unmöglichkeit, ein Statement abzuschließen, gewidmet ist – einem Zustand, der den meisten Schaffenden in der ukrainischen Kulturszene vertraut ist. Ahmed, die für das kommende Buch Langzeitinterviews mit den ausgewählten Künstler:innen geführt hat, wird Einblicke in deren künstlerische Praxis geben. Hristova wird die Geschichte von RGULAR als Förderinitiative erzählen und erläutern, wie sich die aktuellen Ereignisse in der Ukraine in den größeren Kontext der osteuropäischen Fotografie einfügen.

 

Yuriy Biley
FREEDOM FOR ALLThe Value of These Words Also Depends on You
KVOST SchauFenster
26.01.2023 – 05.03.2023
Das KVOST SchauFenster ist täglich von 14 – 22 Uhr beleuchtet.

Yuriy Biley verwendet für seine Ausstellung Archivfotos des deutschen Nachkriegsfotografen Rolf Goetze aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin, welche die wichtigsten Ereignisse des Kalten Krieges in West-Berlin dokumentieren. Biley verdeckt die Umgebung und lässt die Slogans stehen, um sie aus ihrem historischen Kontext zu lösen und ihre Relevanz in unserer Zeit zu zeigen. Diese Slogans aus der Vergangenheit Berlins, die zum Kern der Werkserie wurden, sind die Werte, für die die Ukraine heute kämpft.

Yuriy Biley (*1988) ist ukrainischer bildender Künstler und Kurator.

Die Eröffnung wird von ukrainischen Musikern begleitet. Das Programm beginnt mit einem House/Electro-Set von be_ca_di (Resident vom Musiklabel ОЧІ). Danach spielt othersidecoma (Resident von den Musiklabels ОЧІ und shum.rave), der aus Toronto nach Berlin gereist ist, experimentelle Elektronik. Zum Abschluss präsentiert the tomi seine Ambient/Drone-Sounds.

 

RÜCKSCHAU

Victoria Pidust . Untitled to war I
KVOST SchauFenster
01.12.2022 – 21.01.2023
Das KVOST SchauFenster ist täglich von 14 – 22 Uhr beleuchtet.

Untitled to war I ist ein Panoramawerk der Künstlerin Victoria Pidust (1992* UKR), welches während einer Reise nach Kyjiv im Frühjahr 2022 als Fototagebuch entstanden ist. Auf den ersten Blick sind abstrakte Bilder zu sehen, bei genauerem Hinsehen aber erkennt man das zerstörte Gebäude eines Einkaufszentrums, welches sinnbildlich die Schrecken des Krieges widerspiegelt. Mit Hilfe der Photogrammetrie und künstlicher Intelligenz erstellt Pidust die finalen 2D-Bilder, wobei sie bewusst mit der Fehlerhaftigkeit digitaler Scans spielt und so Fragen nach Wahrhaftigkeit, moderner Propaganda und die Verwendung von Deep Fake aufwirft.