Palast der Republik. Satellit

Kuratiert von Elke Neumann

Mit Árpád Bondy & Margit Knapp, Gerd Danigel, Georg Eckelt, Thomas Florschuetz, Fred Rubin, Berit Petzsch & Dana Mosemann.

Eine Kooperation von KVOST und Kunsthalle Rostock.

„Palast der Republik – Utopie, Inspiration, Politikum“ in der Kunsthalle Rostock erinnert mit Werken von über 40 Künstlern an einen verschwundenen und doch unvergessenen Bau Berlins. Für einige Wochen wird die Rostocker Ausstellung mit der Schau „Palast der Republik. Satellit – Kunsthalle Rostock im KVOST“ einen Begleiter in Berlin haben, der als Gruß an die Stadt und zugleich als Einladung nach Rostock wirken soll.

„Palast der Republik. Satellit – Kunsthalle Rostock im KVOST“ zeigt mit Árpád Bondy & Margit Knapp, Gerd Danigel, Georg Eckelt, Thomas Florschuetz, Fred Rubin, Berit Petzsch & Dana Mosemann sechs Positionen, die auch in Rostock beteiligt sind, und im Satelliten andere Werke präsentieren. In Fotografie und Video nähert sich die Ausstellung im Kunstverein Ost dem Gebäude von seiner Entstehung über die Nutzung bis zu seinem Abriss und bietet so die Gelegenheit dem Palast der Republik in Berlin wieder zu begegnen.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Mitteldeutscher Verlag.

Árpád Bondy und Margit Knapp nähern sich in ihrem Film Der Hausmeister und sein Palast – ein Berliner Schicksal dem Palast der Republik auf besondere Weise: Sie begleiten ihren Protagonisten, einen der Hausmeister, bei seiner täglichen Arbeit. Der seit dem 19. September 1990 wegen Asbestbelastung geschlossene Palast wurde einige Jahre weiterhin gepflegt und erhalten. Ohne Entscheidung über die Zukunft des Gebäudes wirkt das ritualisierte Tun der verbliebenen Angestellten wie eine Theaterinszenierung auf einer zu groß geratenen Bühne. Die angehaltene Zeit steht im Widerspruch zum fortschreitenden Alltag, das Ordnen und Aussortieren, Putzen und Reparieren betont im Rückblick die Verschwendung und Entwertung von Material und Zeit.

Georg Eckelt erhielt 1973 vom VEB BMK Ingenieurhochbau Berlin den Auftrag, für das Sonderbauvorhaben „Palast der Republik“ eine Fotodokumentation zu erstellen. Eckelt, freiberuflicher Fotografiker, beschäftigte sich in seiner Arbeit sonst vorrangig mit der Fotografie im Bereich Formgestaltung und setzte das Design der DDR spannungsreich ins Bild. Der Langzeitauftrag, den Bau des Palastes zu begleiten, ließ einen großen Bestand an Bildern zur Stadt, der Baustelle und dem fertigen Bau entstehen. Die hier präsentierte Serie Projektion der Terminierung, 1973–1976 zeigt
einen Teil des Bestandes. Der fertige Palast der Republik galt, wie Familienbilder dokumentieren, den Eckelts wie auch tausenden anderen Bürgern der DDR und des Auslands als Ausflugsort. Auch der Sohn des Fotografen selbst Fotograf begegnete 2004 der Palastruine in eigenen Bildern, die in Rostock zu sehen sind und die Familiengeschichte weitererzählen.

Die Serie Palast von Thomas Florschuetz bewegt sich im Inneren des asbestsanierten Rohbaus des Palastes der Republik. Der Fotograf spürt der ästhetischen Kraft der Ruine nach, wählt Ausschnitte der Stahlkonstruktion, zeigt das Licht auf den Oberflächen, folgt architektonisch rhythmisierten Strukturen im Raum. Die Faszination der Architektur mit ihren rohen, unbekleideten Stützen und Ebenen wird begleitet von meist verschwommenen, nur selten klaren Ausblicken auf die Umwelt des Baus. Der durch Bauteile gerasterte Blick durch ein schlieriges Fenster ist gerichtet auf den Berliner Dom, das Alte Museum und die Alte Nationalgalerie und thematisiert diesen Ort in Berlin. Die Aussicht aus Fenstern an dieser Stelle der historischen Mitte – welches Gebäude sie auch bieten mag – wird sich nur wenig verändern.

Der Künstler Fred Rubin bewahrt und verwendet in seinen Arbeiten Versatzstücke vergangener Architektur. In seiner Installation Memento mori ¬− Gedenke, dass du sterben musst! verweist Rubin mit einem physisch sehr stabilen Objekt auf die Vergänglichkeit. Ein originales Fenster aus dem Palast der Republik wird zum Paradoxon, welches die Endlichkeit dauerhaft symbolisiert. Fred Rubin sagt über die Installation und ihren Hintergrund: „Die lebendige Glasfassade des Palastes ist tot, der Glanz des Goldes ist Schein, das Plastische ist flachgelegt. Die Darstellung des Gelingens einer Zeitbehauptung in Form eines Palastes für das Volk und der überlegene Triumph des Scheiterns dieser Zeit, durch dessen Verschwinden, sind hier auf vielschichtige Weise verbunden.“ Rubin erhebt einen Überrest zu etwas Neuem: „Das verbliebene und in der Zeit verschobene Palast-Fenster bezeugt ein Scheitern zum Zweck des Triumphs, das Dargestellte wird zum Sieg über dessen Untergang. Der Betrachter ist mit seinem Spiegelbild lebendig einbezogen, denn er selbst ist vergänglich, während das aufgebarte Objekt als verwaistes und wertlos gewordenes Ding überdauert.“ Die Übersetzung eines Bestandteils der Baukunst in ein Objekt der bildenden Kunst und dessen historisch symbolische Aufladung entzündet Diskussion.

Der Fotograf Gerd Danigel beobachtet in seinen Fotografien Palast der Republik die Menschen in ihrem Alltag. Das große Hauptfoyer des Palastes der Republik war Treffpunkt und Wartehalle, frei zugänglich ohne Eintritt und Konsumpflicht. Die Jugendlichen auf den roten Sofas und Portraits
Einzelner beim Aufenthalt vermitteln die Stimmung dieses für seine Lampen berühmten Raums. Danigel nimmt in seinen Arbeiten aus den 1980er Jahren die Ränder und Nebenschauplätze des alltäglichen Lebens im Palast der Republik in den Blick. Die persönlichen Begegnungen mit Freunden und Familie, die Wege, das Warten und die Langeweile verdichten sich in seinen Bildern zu bedeutenden Momenten an einem öffentlichen Ort. Seine Portraits von Teenagern, Paaren und Gruppen machen die Vielfalt der Begegnungen und die Bedeutung des Palastes der Republik als Ort sichtbar.

Dana Mosemann und Berit Petzsch machen in ihrem Film ZWISCHENZEITRAUM. Chancen für einen Ort mit Erinnerung? die öffentliche Diskussion in der Zeit der Zwischennutzung der asbestsanierten Ruine des Palastes der Republik sichtbar. Über Interviews u.a. mit Manfred Prasser, Amélie Deuflhard, Philipp Oswalt, Bruno Flierl, Christian von Borries kommen sie Protagonisten verschiedener Lebensphasen des Gebäudes nah. Die Filmemacherinnen erstellten auch mit visuellen Eindrücken aus dem Inneren der Ruine 2003/2004 und Kurzstatements von BesucherInnen der Zwischennutzung einen wertvollen Zeitschnitt.

Texte von Elke Neumann