OLENA PRONKINA

Dew in the Sun
kuratiert von Stephan Koal

Im Rahmen der Berlin Art Week 2022

Die Malerei von Olena Pronkina zeigt uns Parallelwelten, die sich wie verästelte Träume im Gedächtnis festsetzen. Die Farben meist gedämpft, muten an, als waren sie einem Sandsturm ausgesetzt. Die Bilder wecken Erinnerungen an eine vergangene Zeit – eine anziehende Mischung – Florentiner Freskomalerei kreuzt sich mit Bildern aus dem vergangenen Osten. Bei all den Blumen tragenden Gestalten gerät „Die Ausgezeichnete“ von Mattheuer wieder ins Gedächtnis.

In anderen Bildern sind die Gliedmaßen der Körper überdehnt. Unförmige, scheinbar aufgeblähte Körper bewegen sich durchs All, gesichert durch eine Nabelschnur die kein Ende zu haben scheint.

So war es bis zum März 2022. Nun ist das anders. Die Bilder tragen Trauer. Das Grün hat sich mit der Zeit dem Schwarz genähert. Die Köpfe haben sich von den Körpern gelöst, wurden in die Welt geworfen, wie Würfel in einem Spiel. Die Sicherheit ist Vergangenheit.

Neben die Malerei haben sich Köpfe aus Keramik gesellt, diesmal aufgereiht auf Sockeln, die Augen sind mal offen, mal ruhend. Vor der in zartblau, wässrig wirkenden Ausstellungswand, die dem klaren Blau kurz nach einem Sonnenaufgang gleicht, scheinen sie den dunklen Böden der Bilder entflohen, in eine hoffnungsvollere Zeit.

Der Titel der Ausstellung Dew in the Sun (Tau in der Sonne) entstammt der Zeile „Unsere Feinde werden verschwinden, wie der Tau in der Sonne …“ und verweist somit auf das schon 1862 geschriebene Gedicht des ukrainischen Dichter Pawlo Tschubynskyj, welches später zur Ukrainische Hymne vertont wurde.

Olena Pronkina: „Für mich ist ‚Tau in der Sonne‘ ein Symbol für den Sieg unseres Landes über das Böse, der Sieg über den Terror der russischen Invasoren, denn der Tau verschwindet unweigerlich in den Sonnenstrahlen.“

Stephan Koal / 2022

 

Olena Pronkina erhielt im Mai 2022 das KVOST Stipendium und ist die erste Stipendiatin, die auch den von der Secco Pontanova Stiftung mit 10.000 Euro ausgelobten Claus Michaletz Preis erhält.

Sie wurde 1988 in Uzbekistan geboren und ist ukrainischer Herkunft. Bis zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine lebte und arbeitete sie in Kiew. Wie viele Künstler:innen flüchtete sie in den Westen des Landes nach Lwiw.

Seit Juni 2022 ist Pronkina in Berlin und arbeitet an ihrer Ausstellung, die zur Berlin Art Week 2022 im KVOST eröffnet.

Mit freundlicher Unterstützung der Bildhauerwerkstatt im Kulturwerk des bbk Berlin.