CLARA MOSCH und frühe Kunstaktionen in der DDR

kuratiert von Stephan Koal

Die Ausstellung  widmet sich dem Wirken der Produzentengalerie Clara Mosch, die 1977 in Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) gegründet wurde und bis 1982 bestand, sowie der gleichnamigen Künstler:innengruppe, die sich daraus entwickelte.

Die Ausstellung verbindet originale Kunstwerke, Editionen und Plakate zusammen mit Fotografien aus dem Ralf-Rainer Wasse Archiv der Sammlung des Lindenau-Museums Altenburg. Es ist die erste institutionelle „Einzelausstellung“ in Berlin, die sich mit dem Schaffen von Clara Mosch auseinandersetzt.

Foto: © Lindenau-Museum Altenburg / Archiv Ralf-Rainer Wasse

Der einprägsame Name ist ein Anagramm, welches sich aus den Anfängen der Nachnamen der Beteiligten zusammensetzt: CLA = Carlfriedrich Claus, RA = Thomas Ranft und Dagmar Ranft-Schinke, MO = Michael Morgner, SCH = Gregor-Torsten Schade. Als Begründer:innen der ersten Produzentengalerie der DDR, sowie auch mit ihrem vielseitigen eigenen Schaffen, zählt die Gruppe zu den bedeutendsten Vertreter:innen der DDR Avantgarde.

Ein thematischer Fokus der Ausstellung liegt dabei vor allem auf den Land-Art-Aktionen und Pleinairs, die im engen Zusammenhang mit Clara Mosch standen. Diese eigensinnigen Aktionen zeugen nicht nur von einem beachtlichen Schaffen der Avantgarde-Szene um Clara Mosch, sondern beleuchten zudem die verschiedenen Facetten der Umweltschutzbewegung und den Umgang mit Natur in der DDR. Sehr relevant ist zum Beispiel die Aktion „Bäume verbinden“ (1983), für die Mitglieder der Gruppe auf zwei Bäume in Tabarz (Thüringen) stiegen und die Äste mit Mullbinden einwickelten. Mit dieser Aktion wollten sie auf das sich rasant ausbreitende Waldsterben aufmerksam machen, das auch noch heute stetig voranschreitet.

Der „Leussow-Koffer“ ist eine weitere bedeutende Arbeit. Die Edition, die in Kollaboration mit der Galerie Akarde im Jahr 1978 erschien, wird im Original in der Ausstellung zu sehen sein. Die Arbeit entstand nach der Aktion „Leussow Recycling“, bei der die Künstler:innen monumentale Objekte aus gefälltem Holz anfertigten und diese danach verbrannten. Der bedruckte Holzkoffer besteht aus limitierten Drucken und Fotografien, sowie Reagenzgläsern, die mit der Asche der Aktion gefüllt sind.

Ein erklärtes Ziel von Clara Mosch war es, mehr Aufmerksamkeit auf die Zerstörung der Umwelt zu lenken. Eine Situation, die sich auch 40 Jahre später nicht gebessert, sondern eher weiter verschärft hat. Daher haben die Aktionen von Clara Mosch auch heute nichts von ihrer Aktualität und Dringlichkeit verloren. Es ist deshalb besonders interessant, sie im Kontext von heutigen Diskursen zu Ökologie und Klimaschutz zu betrachten und zu hinterfragen.

Die Aktionen der Gruppe wurden von Ralf-Rainer Wasse, Freund und erweitertes Mitglied von Clara Mosch, umfassend fotografisch dokumentiert. Auch wenn es ein Glücksfall ist, dass die Aktionen auf diese Art festgehalten werden konnten, ist die Fülle der Dokumentation allerdings höchst ambivalent. Denn Wasse war, wie sich nach dem Mauerfall herausstellte, einer von mehr als 120 Mitarbeiter:innen, die das Ministerium für Staatssicherheit mit der Beobachtung und „Zersetzung“ der Gruppe beauftragt hatte.

Mit freundlicher Unterstützung des Lindenau-Museums Altenburg, der Galerie Barthel + Tetzner und den Künstler:innen, im besonderen Thomas Ranft. Für die Ausstellungsgrafik danken wir dem Studio Huelsenberg.