Anna Franciska Legát . Domonkos Varga . Boglárka Éva Zellei
kuratiert von Stephan Koal und Jewgeni Roppel (EEP Berlin)
PERSONAL . Young Hungarian Photography
Die Fotoausstellung Personal zeigt Werke von drei jungen ungarischen Fotograf:innen, die untersuchen, wie sich ihr Weltbild angesichts von Familiendynamik, engen Freundschaften und Alltagsbeobachtungen offenbart. Wie prägen Beziehungen, die Vergangenheit und eine wiederholt von Ungewissheit geprägte Gegenwart die Zukunftsvisionen? Die Art und Weise, wie jedes dieser Projekte zutiefst persönlich und gleichzeitig in der Vergangenheit und Gegenwart verwurzelt ist, zeugt nicht nur von einer erlebten Instabilität, sondern auch von dem selbstbewussten kreativen Ausdruck bei der Suche nach der eigenen Geschichte. Die Unsicherheiten, die das alltägliche Leben in den postkommunistischen Ländern strukturieren, werden so zu einem bewussten erzählerischen Werkzeug, um die eigene Umgebung zu reflektieren.
Francisca Legát (*1997, Budapest)
Legát überzieht Bilder aus ihrem Familienarchiv mit spielerischen Mustern, verwischt die Unterscheidung zwischen dem, was erinnert wird, und dem, was weitererzählt wurde und fügt auf diesem Wege die verlorenen Teile der individuellen Erinnerung und der Familiengeschichte zusammen. Die Frage „Wie sah das Ungarn aus, in dem meine Eltern aufgewachsen sind?“ steht sinnbildlich für Legáts Suche nach Identität anhand der verstreuten Erinnerungen ihrer Eltern. Einige der Fotografien beruhen auf realen Ereignissen, wie sie von ihren Eltern erzählt wurden, andere auf den Wahrnehmungen und Assoziationen der Künstlerin, sodass die daraus entstehenden Bilder eine Mischung aus klassischen formalen Motiven und zeitgenössischer Bildsprache sind.
Domonkos Varga (*1998, Budapest)
In seiner Arbeit widmet Domonkos sich zeitgenössischen Themen wie Konsum, Industrie, Ideologie, Körper und Transformation. Dazu benutzt er Metaphern und Symbolbilder, die in Fragmenten poetisch komponiert werden. In der Serie Acts of Cassandra (der Titel verweist auf Kassandra, eine Wahrsagerin in der griechischen Mythologie) untersucht er, wie Utopien und dystopische Ideologien sich auf technologische und soziale Veränderungen beziehen. Seine Installation funktioniert wie eine imaginäre Mind-Map, in der er triviale Ängste, sowie Erwartungen an eine neue Welt und die Probleme der Gesellschaft einander gegenübergestellt.
Boglárka Éva Zellei (*1993, Budapest)
In den meisten ihrer Arbeiten seziert und untersucht Zellei das Thema Religion aus einem persönlichen, intimen Raum der Reflektion, der es ihr erlaubt, mit ihrer Distanz zum Thema zu spielen. Indem sie sich mit einer Reihe von Genres auseinandersetzt: Porträt, Landschaft und Stillleben, untergräbt sie die starren Vorstellungen über Religion, sowohl bei denjenigen, die ihrer Rolle in modernen Gesellschaften skeptisch gegenüberstehen, als auch bei denjenigen, die versuchen, den Glauben als politisches Instrument zur Manipulation einzusetzen. Vorstellungen von Reinigung oder Opferung manifestieren sich als performative Prozesse, visuelle Erkundungen religiöser Bilder und beschwören im Stillen die Materialisierung verschiedener Identitäten herauf, die als subtile Andeutungen der Künstlerin weiterleben.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa / Berlin.
Mit freundlicher Unterstützung von Collegium Hungaricum Berlin.