KVOST SchauFenster

NONA INESCU . Offerings

Das KVOST SchauFenster ist täglich von 14 - 22 Uhr beleuchtet.

Der Wunsch nach Heilung steht im Zentrum der neuen Werkgruppe Offerings der rumänischen Künstlerin Nona Inescu, die im KVOST SchauFenster präsentiert wird.

Übergroße Votivbilder, so genannte Tamatas, visualisieren die Angst vor der Gebrechlichkeit des Körpers und spenden gleichzeitig Hoffnung auf eine wunderbare Wendung.

Im Neugriechischen bezeichnet das Wort „τάμα“ (tama) eine Opfergabe an eine Gottheit als Fürbitteoder aus Dankbarkeit für gewährte Hilfe. Die Plättchen aus Metall zeigen verschiedene Körperteile, die krank oder verletzt sein können und um deren Gesundung gebeten wird. Es handelt sich um eine Art Versprechen, das erfüllt wird, wenn eine Person oder ihre Angehörigen in Gefahr sind oder es ihnen schlecht geht. Die lebensgroßen Votivgaben im Schaufenster regen zum Nachdenken und zur Neubewertung der Bedeutung ritueller Gesten in einer sich ständig weiterentwickelnden Welt an.

Inescu begann sich erstmals während der Covid-Pandemie mit der Bedeutung von Tamatas zu beschäftigen. Sie stellte fest, dass große Verzweiflung und ein Gefühl der Machtlosigkeit zu einer Renaissance des Wunderglaubens führten. In ihrer Installation Offerings wird die körperliche Unversehrtheit zur Metapher für umfassendere Bedürfnisse. Inescu wählte Motive aus, die für die menschlichen Sinne stehen. Die Taktilität der Haut als Membran zwischen Innen und Außen, Selbst und Welt, lädt die Betrachtenden dazu ein, an eigene Erfahrungen anzuküpfen und dem Umgang mit Krisen wie Krieg oder Klimawandel zu reflektieren. Deshalb passt Offerings besonders gut dem Format SchauFenster, eine Intervention in den Alltag, die aus dem Kunstraum der Galerie auf die Straße erweitert.

Inescus interdisziplinäre künstlerische Praxis umfasst Fotografie, Installationen, Skulpturen und Videoarbeiten. Ausgehend von einer theoretischen und literarischen Perspektive konzentrieren sich ihre Arbeiten auf die Beziehung zwischen dem menschlichen Körper und der Umwelt. Dabei rückt sie von der anthropozentrischen Position ab, die dem Menschen eine Herausragende Stellung im Kosmos zuweist. Stattdessen befragen Insecus Arbeiten die Position des Menschen in einem posthumanen Kontext. Die vermittelnden Eigenschaften des Körpers werden auf verschiedene Weise dazu genutzt, um eine affektives Weltverständnis zu projizieren. Konzepte der geologischen Zeit und die tiefe Verbundenheit mit unserer Umwelt bilden die Ästhetik eines ursprünglichen zeitgenössischen Miteinanders innerhalb einer organischen und biologischen Techno-Sphäre.

Nona Inescu (*1991) lebt und arbeitet in Berlin und Bukarest. Sie schloss ihr Studium im Sommer 2016 an der Nationalen Universität der Künste in Bukarest (Fachbereich Fotografie und Video) ab, nachdem sie am Chelsea College of Art & Design in London (2009-2010) und an der Royal Academy of Fine Arts in Antwerpen (2010-2011) studiert hatte. Jüngste Ausstellungen fanden unter anderem im Le CAP Saint-Fons (Lyon), Contemporary Fine Arts (Berlin), Kunstraum Kreuzberg (Berlin), MAMAC (Nizza), Radius (Delft), SpazioA (Pistoia), Centre Clark (Montreal), Art Encounters Biennale (Timișoara), Steirischer Herbst (Graz), Peles Empire (Berlin), basis (Frankfurt), Tallinn Art Hall (Estland), Museo della Montagna (Torino) statt.

Diana Weis / 2023

Das KVOST SchauFenster ist täglich von 14 – 22 Uhr beleuchtet.