KVOST SchauFenster : PATRYK KUJAWA

Eröffnung . 3.12.2025 . 19 - 21 Uhr

Die Baustelle – gemeinhin ein Symbol toxischer Maskulinität – ist für mich vielmehr ein Ort der Erschöpfung und Fragilität, an dem sich verborgene Ängste, Frustrationen sowie sozialer und körperlicher Druck verdichten. Patryk Kujawa

Mit freundlicher Unterstützung vom Polnischen Institut Berlin.

Das KVOST SchauFenster ist täglich 14 - 22 Uhr beleuchtet.

Für das KVOST SchauFenster zeigt Patryk Kujawa eine neue Installation, die sowohl an ein Schaufenster als auch an eine Umkleidekabine erinnert. Aus wiederverwendeten Baumaterialien und Heilprodukten entstehen fragile, rohe Räume, in denen sich Erinnerungen mit sinnlicher Fantasie verweben. Die Arbeit schöpft aus autobiografischen Perspektiven auf Sexualität und soziale Herkunft und bewegt sich in der Spannung zwischen Scham und dem Wunsch, sie offenzulegen.

Kujawa arbeitet mit gebrauchten Gipskartonplatten – sogenannten „Ein-Mann-Platten“ –, die er von Personen sammelt, die sie nicht mehr benötigen. Die Arbeitskleidungsstücke stammen aus seiner Familiensammlung oder aus privaten Abgaben und tragen individuelle Spuren von Nutzung, Arbeit und Körperkontakt. Ergänzt werden diese Materialien durch Papier- und Pappskulpturen, die an architektonische Modelle erinnern und der Installation einen modellhaften, provisorischen Charakter verleihen.

Artist Statement
Die Baustelle – gemeinhin ein Symbol toxischer Maskulinität – ist für mich vielmehr ein Ort der Erschöpfung und Fragilität, an dem sich verborgene Ängste, Frustrationen sowie sozialer und körperlicher Druck verdichten. Ich komme aus einer polnischen Arbeiter*innenfamilie aus Szczecin; mein Vater war Bauarbeiter. Seine Welt – wie die vieler anderer – war geprägt von körperlicher Verausgabung, still getragener Scham und dem ständigen Versuch, durchzuhalten. Ihre Träume waren verbunden mit der schmerzhaften Akzeptanz von Unterordnung.
Diese Erfahrung prägt meinen Blick – auch als queere Person, für die die Baustelle ein Ort der Verletzlichkeit, der Bedrohung und des Begehrens ist. Ebenso ambivalent ist für mich die Figur des Bauarbeiters: einerseits der sensible, von Angst durchdrungene Vater, gezwungen, eine Rolle zu erfüllen, die er kaum tragen konnte; andererseits das Objekt queerer Fantasie – körperlich, roh und weich zugleich, begehrt durch Muskeln und Kleidung hindurch.
Feuchtigkeit, Salben, Schweiß, Tränen – sie sickern in den Trockenbau, mit dem ich meine Räume errichte. Die von mir gesammelten Ein-Mann-Platten, gedacht zum Isolieren, Verstecken und Verdecken, stammen von gescheiterten Bauvorhaben: Reste nicht realisierter Pläne, aufgegebener Projekte, plötzlicher Brüche (eine Trennung, eine finanzielle Veränderung, ein Todesfall). Sie zeigen Spuren und Fragmente von Möglichkeiten, die nicht eingelöst wurden.