JÜRGEN WITTDORF

VERLÄNGERT bis 12.12.2020

JÜRGEN WITTDORF : Lieblinge
Arbeiten von 1952 - 2003

Arbeiten aus der Sammlung Linkersdorff und der Sammlung des Schwulen Museums Berlin, kuratiert von Stephan Koal.

KVOST zeigt über 100 Arbeiten aus dem Nachlass des Malers und Grafikers Jürgen Wittdorf (1932–2018). Wittdorf hinterließ in seiner Berliner Wohnung zahlreiche Kunstwerke – seine persönlichen „Lieblinge“, darunter Holz- und Linolschnitte, Zeichnungen mit Rötelkreide, Kohle und Tusche sowie Keramiken. Ergänzt wird die Ausstellung im KVOST durch Bilder seiner wohl bekanntesten Serie: Holzschnitte aus dem Zyklus für die Jugend.

Wittdorfs Bilder zeigen vielfältige Alltagsszenen, Stillleben, Landschaften und Tiere. Seinen Durchbruch als Künstler in der DDR erlangte er jedoch mit der Darstellung junger Menschen, die nicht als Arbeiter und Bauern idealisiert, sondern als Suchende die mit ihren Wünschen und Sehnsüchten dargestellt wurden. Was Wittdorf von der Obrigkeit den Vorwurf der „Verwestlichung“ einbrachte, wurde von der Jugend begeistert gefeiert.

Die Kunst war für Wittdorf auch ein Mittel, sich mit seiner eigenen Homosexualität auseinander zu setzen, die in der DDR bis 1968 unter Strafe stand. So entstanden über die Jahrzehnte etliche Bilder halbbekleideter oder nackter männlicher Körper. Aus heutiger Perspektive betrachtet, stellen sich zahlreiche Bezüge her zu den ikonischen Arbeiten von Künstlern wie David Hockney oder Tom of Finland.

Wittdorf hinterließ keine Vorgaben, die den Verbleib seines Erbes geregelt hätten. Nach seinem Tod, kam es zu einer Versteigerung in einem Auktionshaus für Nachlässe, bei der der Sammler Jan Linkersdorff einen Großteil der Konvolute retten konnte und so die zusammenhängende Erhaltung ermöglichte.

KVOST zeigt die Arbeiten in einer Petersburger Hängung, größtenteils in den Originalrahmen – so, wie sie auch in Wittdorfs Wohnung präsentiert wurden.

Die Ausstellung wird durch Leihgaben aus der Sammlung des Schwulen Museums unterstützt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im DISTANZ Verlag.

Jürgen Wittdorf, geboren in Karlsruhe, mit einer schulischen Ausbildung in Königsberg (heute Kaliningrad), studierte von 1952 bis 1957 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Nach einigen Jahren als freischaffender Künstler in Leipzig zog Wittdorf 1970 nach Ost-Berlin. Von 1967 bis 1970 war er Meisterschüler an der Akademie der Künste bei Lea Grundig. Neben der freischaffenden Tätigkeit als Grafiker und Maler war Wittdorf viele Jahre Dozent und Zeichenlehrer. Seine Werke sind in etlichen Sammlungen ostdeutscher Museen vertreten sowie im Berliner Schwulen Museum. Die Grafikmappe Zyklus für die Jugend befindet sich u.a. auch in der Sammlung des Deutschen Historischen Museums.